Nie hätte ich gedacht, dass wir ein Haus kaufen werden.(*kleiner Hinweis: Das Haus im Beitragsbild ist nicht unseres.) Es waren mehrere Gründe, die mich innerlich abhielten, überhaupt daran zu denken.
Zum einen natürlich die aktuellen Preise von Immobilien. Die gehen teilweise so ins utopische, dass ich es schlicht für unmöglich hielt, dass wir uns das je leisten können. Noch dazu find ich es schön, schuldenfrei zu sein. Und auch ungebunden. Nicht festgehalten durch eine Sache. Flexibel und frei.
Nun, das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite hatte ich, wie wahrscheinlich fast jeder, schon immer auch den Wunsch gehabt, mal einen festen Ort zu haben, irgendwo Wurzeln zu schlagen und anzukommen. Nicht zuletzt wünsche ich das meinen Kindern.
Es kam dann der Tag, an dem wir die Entscheidung, die ich in meinem Herzen immer gefürchtet hatte, wirklich trafen. Nach knapp acht Jahren in Krume geht es zurück. Zurück in ein Land, dass uns teils fremd geworden ist und welches durch Corona wohl kaum wieder zu erkennen ist. Unser Deutschland, das wir vor acht Jahren verlassen haben, hat sich ordentlich verändert.
Doch vor kurzem hatte ich den Eindruck, als ob Gott mir sagt: Rahel, Deutschland ist nicht eine unbekannte, furchteinflößende Fremde, sondern eine altbekannte Freundin, die du nur wieder neu kennenlernen musst. Nun, dieser Gedanke hilft mir seither und weckt in mir fast etwas Freude auf das erneute kennenlernen.
Genau in der Zeit, in der wir die Entscheidung trafen, bekamen wir ein Haus angeboten. Zuerst taten wir es ab. Doch dann schauten wir etwas genauer hin. Und als wir den Preis hörten, schauten wir noch genauer hin. Und was sollen wir sagen? So vieles passt. Es passt einfach zu uns. Dass es alt ist, dass es einen großen Garten hat, dass wir es selbst noch gestalten können von innen, dass es eine große Wohn- Essküche hat mit Platz für viele viele Gäste. Dass es zentral liegt, dass es in dem Ort viele Albaner gibt, dass es dort eine Gemeinde gibt, die wir kennen … und dass es für uns bezahlbar ist. Ja, es wird noch sehr viel Arbeit kosten, bis wir dort dann irgendwann einziehen können. Aber wir sind zuversichtlich.
Ich hatte selten bei so einer großen Entscheidung so einen Frieden im Herzen. Allein Frieden im Herzen ist nicht alles, aber wenn man eng mit Gott lebt, dann ist das für mich schon ein guter Gradmesser. Und wir empfinden es wirklich als ein Geschenk von Gott in einer Zeit wie dieser. Keine Belohnung (wie manche Freunde hier sagen: „Ihr habt hier so viel gutes getan und gegeben, jetzt gibt es euch Gott zurück“), sondern einfach unverdiente Gnade Gottes.
Als wir noch in den Überlegungen standen, ob ein Haus kaufen ja oder nein, las ich das Buch „Tochter Gottes, erobere die Welt“ von Inka Hammond. Ein Abschnitt sprach direkt zu mir und mir aus dem Herzen:
„Meine Freundin ist vor kurzem mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in ein schönes, neues Zuhause gezogen. Vorher lebten sie in einer sehr kleinen Wohnung und sie freuten sich riesig über den großen Garten, die vielen Zimmer und den zusätzlichen Platz. Als meine Freundin ihr Haus einräumte und dekorierte, sprach der heilige Geist zu ihrem Herzen: „Mach es dir nicht allzu gemütlich.“ Für sie war das eine Erinnerung daran, dass sie ihr Herz nicht an dieses Haus hängen soll. Ja, sie darf es genießen und als Geschenk Gottes annehmen. Aber gleichzeitig will sie sich nicht zu sehr daran festklammern, denn sie will bereit sein, weiterzugehen und loszulassen, wenn Gott sie ruft.
Als sie mir davon erzählte, hat mich das tief berührt. So schnell hängen wir unser Herz an irdische Dinge und tun uns dann schwer, wenn die Zeit zum loslassen gekommen ist. Diese Welt ist nicht unsere Heimat. Wir sind hier nur auf der Durchreise. Die innere Bereitschaft, jederzeit auf das Wasser zu gehen, wurzelt in unseren offenen Händen. Sobald wir etwas zu fest umklammern, wird es schnell eine Last, ein Klotz am Bein und hält uns davon ab, flexibel und unkompliziert dem Ruf Jesu zu folgen. Es ist ein Balanceakt, wo die goldene Mitte immer wieder neu gefunden werden muss.
Das Haus meiner Freundin ist mittlerweile fertig dekoriert und eingerichtet und es ist ein Hafen der Geborgenheit für ihre Familie und für Gäste. Und trotzdem weiß sie: Wenn Jesus ruft, ist sie bereit, alles wieder in Boxen zu packen und dem nachzugehen, den sie über alles liebt.“ (S. 78)
Genau diese Einstellung möchte ich auch haben. Sie hilft mir, nicht Angst davor zu haben, völlig gebunden zu sein und nicht mehr Jesu Ruf folgen zu können.
Aber ich weiß auch, dass es für meine Familie wichtig ist, nach 8 Jahren im Ausland, einen Ort zu haben, wo sie ankommen kann. Und dafür bin ich Gott so dankbar. Er hat uns etwas geschenkt, was wir gar nicht gesucht haben, für was wir noch nicht einmal gebetet haben. Er weiß genau, was wir brauchen und er wollte uns diese Last abnehmen.
Wir wollen dieses Haus haben zur Ehre Gottes! Es gehört nicht uns, sondern ihm! Und wir sind gespannt, was Gott damit und mit uns vorhat.
Wie geht es dir, wenn du diese Zeilen liest? Ist das für dich eine Herausforderung, deine Hände offen zu halten? Dinge loszulassen, um bereit zu sein, wenn Jesus ruft?