In dem Buch "Gott vertrauen" von Jerry Bridges las ich heute folgendes:

Hinzu kommt, dass unser Leben voll gepflastert ist mit "wenn doch". "Wenn ich doch nur das getan hätte!" oder "Wenn das doch nicht passiert wäre!" Doch Gott kennt kein "Wenn doch". Gott macht nie einen Fehler; Gott muss nie etwas bedauern. "Sein Handeln ist vollkommen." (Psalm 18,31) Wir können Gott vertrauen. Er ist und bleibt vertrauenswürdig.

Ich ertappe mich im Moment immer wieder dabei, dass ich denke: "Wäre das nur nicht passiert. Wäre ich doch nur nicht ohnmächtig geworden. Wäre ich doch nur nicht auf mein Gesicht gefallen. Wäre doch alles wieder wie vorher. Wie dankbar und glücklich wäre ich." Ich ertappe mich dabei, dass ich andere anschaue und denke: Ihr glücklichen! Eure Zähne sind noch heil.

Wie schnell kommt man in so ein Stadium und wieviel innere Arbeit ist nötig, sich gegen solche Gedanken zu stellen. Drei tote Frontzähne, die ersetzt werden müssen ist ja nur das eine. Was, wenn alles viel schlimmer kommt? Wenn nicht nur das schöne Lächeln gefährdet ist, sondern das ganze Leben? Wenn von jetzt auf gleich alles existentiell anders ist.

Wie schnell sind wir Menschen doch dabei, zu denken: Ach, wenn doch...

Jede neue herausfordernde und schwierige Situation kitzelt dieses Denken automatisch in uns wach. Es bedarf keiner Anstrengung. Man kann sich im Bedauern und Wunschdenken völlig verlaufen und den Weg raus nur mit Mühe wiederfinden.

Doch Gott und sein Wort bieten den Ausweg noch bevor man sich überhaupt verläuft. Und selbst wenn man sich verläuft heben sie uns empor. Hoch über den Irrgarten deprimierender Gedanken und Gefühle hin in die Höhe, zu ihm. Er hat den Überblick und kann ihn auch uns schenken. Nicht dass wir alles verstehen. Manchmal verstehen wir herzlich wenig bis gar nichts. Nicht, dass wir all die verwobenen und scheinbar verhedderten Fäden eines Teppichs auf der Rückseite schon zu einem schönen, ja perfekten Muster zusammen sehen könnten. Nein, dazu ist unser menschlicher Verstand nicht fähig.

Doch was unser Verstand nicht kann, das vollbringt unser Herz.

Dieses kann sich erheben und zu seinem Gott fliegen. Es kann nah zu ihm rücken, wie ein kleiner Säugling auf der Brust der Mutter liegt und weiß: hier ist alles gut.

Unser Herz, selbst oft ein trotzig und verzagt Ding, kann mit Augen sehen, die unserem Verstand völlig unsichtbar sind. Es sieht mit den Augen des Glaubens:

Gott macht nie einen Fehler! Er schläft nicht! Nichts gerät ihm außer Kontrolle. Er ist vollkommen gut in allem, was er tut.

Nein, das kann nicht sein, schreit mein Verstand. Was ist gut daran, drei gerade noch völlig gesunde Schneidezähne zu verlieren? Was ist gut daran,... was gibt es nicht für Nöte überall um uns herum, die nicht gut scheinen.

Und doch ist da unser Herz, trotzig und verzagt oft und doch Wohnstätte des Heiligen Geistes, der es lehrt und sanft in die Wahrheit und das Geheimnis der unerklärlichen Liebe und Souveränität Gottes wiegt und bettet. Immer wieder muss es genau dahin zurück.

Ich sitze hier und mein Verstand versteht nicht. Darum steht in Sprüche für mich:

Vertraue dem HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf dein eigenes Urteilsvermögen. Achte auf ihn, was immer du tust, dann ebnet er dir den Weg. (Sprüche 3, 5-6)
Mehr als auf alles andere aber achte auf dein Herz, denn es bestimmt, wie du dein Leben führst. (Sprüche 4,23)

Nicht unser Verstand bestimmt, wie wir unser Leben erleben, sondern unser Herz. Wohnstätte des Heiligen Geistes. Er leitet uns in die Wahrheit. Er leitet uns in den tiefen Frieden. Er leitet uns zu sehen und zu hoffen, was noch nicht sichtbar und noch nicht greifbar ist.

Manchmal überkommt mich Angst und Zweifel. Manchmal will ich wegrennen und mich in Tränen vergraben. Manchmal will mir der Mut schwinden, will mir die Freude Lebewohl sagen. Doch genau dann: Wenn das "Ach, wenn doch..." wieder wie ein ungebetener Gast durch die Tür schleicht, dann laufe ich weg zu dem, der alles weiß und kennt und mein Leben in seiner allwissenden, allumfassenden Liebe hält.

Welche Schönheit liegt in dem stillen Vertrauen des Herzens, das Gott kennt.

Gott ist absolut souverän.
Gott ist unbegrenzt in seiner Weisheit.
Gott ist vollkommen in seiner Liebe.
Man kann diese drei Tatsachen so zusammenfassen: In seiner Liebe möchte Gott stets das Beste für uns. In seiner Weisheit weiß er immer, was das Beste für uns ist. In seiner Souveränität hat er die Macht, das auch herbeizuführen.

(Jerry Bridges, Gott Vertrauen)