Eine besondere Freude ist es für mich immer, wenn ich Rückmeldung auf einen meiner Artikel bekomme. Vor kurzem landete eine Mail von einer mir unbekannten Frau (und doch einer, die so nah an meinem Herzen ist) in meinem Postfach. Und was soll ich sagen - diese Mail hat mich so berührt und ermutigt! Als ich sie heute vormittag den Frauen im Frauenkreis vorlas, da musste ich weinen. Wahrscheinlich weil das, was diese Frau aus der Schweiz schreibt, genau das ist, was als Vision in meinem Herzen lebt.

Ich habe die Erlaubnis, ihre wertvollen Worte und ihr Herz mit euch zu teilen:

Hallo Rahel, ich habe über Umwege deinen Blogbeitrag "Ich bin da - Der Reichtum in diesem Satz" erhalten. Dieser hat mich so berührt, dass ich dir nun unbedingt schreiben muss. Ich bin 10 Jahre älter als du, unser jüngstes Kind wurde soeben erwachsen. Wir wohnen in einem kleineren Schweizer-Dorf und haben uns entschieden, unsern Glauben zu leben und dass Familie mehr ist als Blutsverwandtschaft. 
Am Samstag haben wir unsern 3-m Holzesstisch abgeschliffen und neu geölt und uns dabei erinnert, was an diesem Tisch schon alles passiert ist. Rund um den Tisch wurden schon hunderte Stunden gebetet, haben Mensch ihr Leben Jesus gegeben, wurde viel geweint und viel gelacht, sehr, sehr fein gegessen, geplant, spontan Gäste bewirtet, gespielt, mit einer Runde Kinder gebastelt, Leid geteilt, gepuzzelt, Aufgabehilfe geleistet, in die Arme genommen etc. etc. Und schon oft war der Tisch einfach zu klein und wir mussten noch einen zweiten in unser Wohnzimmer stellen. 
Unser Leben ist so reich, ich möchte kein anderes. Unser offenes Haus hat andere inspiriert, so dass wir nun mehrere offene Häuser in unserem Dorf haben mit organisierten Anlässen, aber in erster Linie einfach organischen Begegnungen mitten im Alltag. So wie du es mit so wunderbaren Worten beschreibst. Wir nennen es «Chile bi de Lüüt» (Kirche bei den Menschen) und ist aus unserm Dorf nicht mehr wegzudenken. Die Kirche bietet nicht ein Programm sondern die Menschen in der Kirche sind das Programm. Ganz einfach – mitten im Alltag. 
Die Menschen sehnen sich so sehr nach Beziehungen, haben aber verlernt, wie das geht. Du gibst ihnen ein Bild dafür und sie können es durch deine Familie erleben. Bleib dran Rahel, du gräbst gerade einen riesigen Schatz aus. Und übrigens, unsere drei grossen Kids leben ihren Glauben an der Uni, bei ihren Freunden, in unserm Dorf etc. total unkompliziert und frei. Ich musste es noch lernen, sie haben es in ihrem Blut, weil sie quasi hineingeboren wurden 😊. Das ist der allergrösste Segen für uns.
Dieses Worte sollen dir Mut machen. Ich weiss, es gibt auch Zeiten, da würde man am liebsten weit weg sein von der Türklingel und einfach Ruhe haben. Manchmal meint man, all das Leid der andern nicht mehr ertragen zu können. Und immer hat der Tag zu wenig Stunden. Aber nach wie vor bin ich der Meinung (und meine ganze Familie auch), dass wir nichts anderes mehr möchten. 
Sei gesegnet. 
Ch. 

Ein paar Tage später schrieb mir die liebe Frau noch etwas genauer, was sie machen und wie sie es machen:

Ich habe vor einigen Tagen deinen Bericht über Frau Müller einem Teil meiner Familie vorgelesen und musste dabei so weinen, dass ich unterbrechen musste. Das ist genau das, was mich immer wieder «antreibt» - diese Erschütterung über die Erkenntnis der tiefen menschlichen Nöten in unseren Dörfern und Städten. Und die Entscheidung, dass diese Not etwas mit meinem Leben zu tun hat. Rosalia Butterfield nennt es in ihrem Buch (Offene Türen öffnen Herzen) «radikal einfache Gastfreundschaft leben / Das eigene Zuhause auf eine alltägliche Weise gebrauchen, welche darauf abzielt, Fremde zu Nächsten und Nächste zu Gottes Familie zu machen.» Wir  haben unsere Familie und unser Leben so transparent gemacht, dass die Menschen um uns sehen und erleben können, wie ein Leben mit Gott aussehen kann. Ganz einfach – oder auch nicht ganz so einfach 😉. Dem ist ein grosser persönlicher Glaubensprozess vorausgegangen. 
Das machen wir nun seit über 10 Jahren. Daraus sind regelmässige, organisierte Treffen in verschiedenen Häusern entstanden, Gebetsgruppen, Jüngerschaftsgruppen, einen offenen Gebetsraum mitten im Dorf, versch. Events, welche wir im und fürs Dorf organisieren, aber in erster Linie tiefe Freundschaften und ein neues Bild davon, was es bedeuten kann, wenn wir Leben teilen. Wir sind schon fassungslos an einem Kindergrab gestanden, begleiten psychisch Kranke, alleinerziehende Mütter, alte Menschen, kommen mit Süchten, Krebsdiagnosen, Eheproblemen, Gewalt und sexuellem Missbrauch, Gender-Themen usw. in Berührung. Halt alles, was das Leben so zu bieten hat und meistens hinter Thujahecken und Haustüren verborgen bleibt. Aber wir feiern auch Geburten, Durchbrüche, Bekehrungen, Taufen, Befreiungen, Berufungen und sehen uns danach, dass das regelmässig wird und nicht nur Momentaufnahmen. Und wir lachen unglaublich viel. Unsere Treffen sind immer laut und fröhlich. Schon oft haben uns Menschen gesagt, dass sie nach einem Community-Abend heiler nach Hause gegangen sind. Ich bin der Überzeugung, dass eine Verbundenheit mit Menschen zusätzlich mit der Gegenwart Gottes immer einen Unterschied macht. Da passiert etwas! Ganz unkompliziert, mitten im Lachen und Leben. ...
 Ich grüsse dich mit einem meiner Lieblingsverse:
Der, der meine Anliegen in sich aufgenommen hat und sich wirklich um sie kümmert, der liebt mich wirklich. Und wer mich liebt, der wird auch von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm immer mehr zu erkennen geben. (Joh 14.21) 
Ich wünsche dir, dass du und deine Familie diesen Jesus immer besser kennen lernt und ihr aus dieser tiefen, echten, liebevollen Beziehung heraus einen Segen für eurer Umfeld sein könnt. Menschen werden um euch herum ein besseres Leben haben, weil sei mit euch in Berührung kommen. 

Willst du wissen, was ich mir am meisten wünsche? Genau das ist es!

Ich will genau das selber leben - mein Haus weit öffnen und Menschen willkommen heißen. Ich will, dass auch an meinem Tisch all diese Dinge passieren. Und wie wundervoll wäre es, wenn wir alle, die wir Jesus nachfolgen, das leben würden. Jeder so, wie es möglich ist. Welche Veränderung würde unser Land erleben, wenn wir unser Haus, unseren Garten, unsere Herzen, unsere Finanzen, unsere Zeit, unsere Fähigkeiten, unsere Stärken und Schwächen - unser ganzes Leben mit anderen teilen würden.

Wie anders sähe unsere Gemeinde im Land aus, wenn wir als Christen wieder begreifen, dass ein Besuch am Sonntag im Gottesdienst nicht "Leben mit Jesus" bedeutet, sondern dass unser ganzes ganz normales Leben ein Gottesdienst sein soll - Kirche bei den Leuten.

Ich freue mich so sehr, in dieser Frau und ihrer Familie und den anderen, die es ihnen gleich getan haben, ein gelebtes Vorbild zu haben. Es ist möglich! So ein Leben ist möglich! Und es zieht Kreise. Lass auch du dich davon berühren. Lasst uns anfangen, einen Unterschied zu machen an dem Ort, an dem wir leben!