Thomas Edison ist einer der berühmtesten Erfinder. Mit über 1000 Patenten, darunter die Kohlefaden-Glühbirne mit dem Edison-Gewinde, sucht er seinesgleichen. Als ich eine sehr kurze Biografie seines Lebens las, beeindruckte mich aber nicht unbedingt dieser überragende Mensch, sondern eine Person, die keiner kennt: seine Mutter.
Aus dem Buch „So viel Freude, so viel Wut“ von Nora Imlau möchte ich kurz zitieren:
„Faul und verdorben“ - das waren die Worte, mit denen Lehrer und Schulleiter den kleinen Thomas beschrieben. Denn der Junge war unruhig und zappelig, wissbegierig und willensstark. Er litt immens unter der Lautstärke und der Unruhe in dem kleinen Schulhaus, in dem 38 Kinder verschiedener Altersstufen zusammen unterrichtet wurden, und nervte seinen Lehrer mit seinen ständigen Zwischenfragen. „Ein schwieriges Kind, nicht wert, weiter hier unterrichtet zu werden“, lautete das harte Urteil nur zwölf Wochen noch seiner Einschulung, das Thomas, damals sieben Jahre alt, tief verletzt und in Tränen aufgelöst nach Hauses rennen ließ. Doch seine Mutter, selbst Lehrerin von Beruf, ließ das nicht auf sich sitzen. Sie schnappte sich ihren kleinen Sohn und ging postwendend zum Schulhaus zurück, wo sie dem Lehrer eine wütende Standpauke hielt: er habe ja keine Ahnung, ihr Sohn sei schlauer als der Lehrer selbst, und die Welt werde schon noch sehen, was für ein kluger kleiner Geist ihr Thomas sei. Von diesem Moment an unterrichtete Nancy Edison ihren Sohn zu Hause und ließ sich dabei von seinen breitgefächerten Interessen leiten: er konnte sich für Lyrik ebenso begeistern wie für Technik. Mit zwölf Jahren gründete er seine erste eigene kleine Zeitung, mit 15 lernte er zu telegraphieren, und mit Anfang zwanzig hängte er seinen Bürojob an den Nagel, um Erfinder zu werden. ...
Nach dem Geheimnis seines Erfolges gefragt, sagte Edison, es sei der unerschütterliche Glaube seiner Mutter an ihn gewesen, der ihn immer angetrieben habe.“ (S. 85f)
Ich muss sagen, das mich diese Geschichte sehr berührt hat. Da ist eine Mutter, die allen anderen Meinungen zum Trotz zu ihrem besonderen (vielleicht manchmal auch nervigen, herausfordernden, anstrengenden) Jungen steht. Sie lässt sich nicht beirren, sie lässt sich nicht einschüchtern, sie verteidigt ihr Kind und sieht auch hinter manchem schwierigen Verhalten das große Potential. Sie sieht das, was andere, Außenstehende oft nicht sehen können. Sie kennt ihren Jungen, und sie weiß, dass so viel mehr in ihm steckt, wie die Lehrer begreifen. Und sie geht einen mutigen Schritt.
Ob ihre Reaktion und ihre Unterhaltung mit dem Lehrer nun der Weisheit letzter Schluss waren, das weiß ich nicht. Aber anscheinend war sie der Wind, der ihren Sohn zu Unglaublichem beflügelte: ihre Loyalität, ihre Liebe und Stärke, ihr Glauben in ihren Sohn und seine von Gott gegebenen Fähigkeiten. All das, so sagt Edison selber, sei der Grund seines Erfolges. Seine Mutter hatte fest an ihn geglaubt.
Ich habe auch einen Sohn, der besonders ist. Und der mich manchmal verzweifeln lässt, aber in dem ich auch so viel Potenzial sehe. Für manche Außenstehenden ist er vielleicht laut, weinerlich, intensiv in seinen Gefühlen, immer am Rand „zu kippen“, zappelig und vieles mehr. Und ja, manchmal sehe ich auch nur diese Dinge und weiß nicht weiter. Aber ich will wie Nancy Edison an ihn glauben. Ich will das Gute in ihm wecken, will ihn ermutigen und bestärken in dem, was er gut kann, will mich uneingeschränkt hinter ihn stellen und ihn verteidigen. Ich will daran glauben, dass Gott großes mit ihm vorhat, dass in ihm Fähigkeiten schlummern, die großartig sind. Ich möchte, dass auch er eines Tages zurückschaut und sagen kann:
Meine Mama stand immer hinter mir. Sie hat an mich geglaubt und an das, was Gott durch mich tun kann, genauso, wie ich bin. Sie hat mich stark gemacht zu werden, was ich jetzt bin.