Vor kurzem stand ich unserem libanesischen Laden an der Fleischtheke. Die "Mama" des Ladens bediente mich. Seit ich sie vor ungefähr zwei Jahren das erste mal auf einer Parkbank kennengelernt hatte, hat sie sich meinen Namen gemerkt. Sie kannte auch gut die historische Rahel, wusste, wessen Frau und wessen Mutter sie war.
Nun stand ihre hochschwangere Tochter neben mir. Wie ich schon erfahren habe, soll das erwartete Mädchen so heißen, wie ich: Rahel. Darüber freute ich mich natürlich sehr. (Wie ich mich immer freue, wenn mein doch so schöner Name etwas häufiger getragen wird ;)
Doch die Tochter meinte, sie hätte Bedenken. Auf arabisch hat Rahil nämlich die Bedeutung von unterwegs sein. Immer unterwegs sein. Das wollte sie doch nicht für ihre Tochter. Dann lieber ein anderer Name.
Ich stand da, schaute zu, wie die Mama mir die Hähnchenbrüste abwog und staunte. Innerlich gingen meine Augen auf. Und ich sagte ihr: Das stimmt. Das bin ich. Das ist mein Leben. Unterwegs sein. Schon soviel Orte zuhause genannt und doch noch nicht zuhause. Immer wieder bereit, weiterzuziehen.
Ich kannte bisher nur die Bedeutung "Mutterschaf" oder "Barmherzigkeit Gottes" für meinen Namen. Bei ersterem war ich nicht immer so erfreut, wenn es verkündet wurde. Andere waren die "Siegreiche" oder die "Anmutige". Und ich war immer das Mutterschaf.
Aber wisst ihr was: Es ist interessant, wie sich alle drei Bedeutungen in meinem Leben sichtbar gemacht haben. Ich bin tatsächlich ein Mutterschaft. Ich liebe Kinder und Kinder lieben mich. Gestern kam meine kleine Nachbarin, eine Freundin von Jemima und umarmte mich und sagte in ihrem rumänisch deutsch: Ich habe dich so vermisst (naja, wir hatten uns ein paar Tage zuvor gesehen ;)
Ich liebe meine Kinder und ja, ein Mutterschaf zu sein (eben bemerke ich, dass nur ein t dieses Wort von einem anderen unterscheidet: Mutterschaft) ist eigentlich etwas sehr schönes. Auch, seit ich weiß, wo es in der Bibel vorkommt:
Er sorgt für sein Volk wie ein guter Hirte. Die Lämmer nimmt er auf den Arm und hüllt sie schützend in seinen Umhang. Die Mutterschafe führt er behutsam ihren Weg. (Jesaja 40,11)
Wunderschön. Dieses Bild des Hirten, der Ausdruck von Fürsorge und Barmherzigkeit und Liebe. Die Lämmer, die Schutz suchen und die Mutterschafe, die Führung brauchen.
Ich bin gerne so ein Schaf. Besonders, weil ich gerne unterwegs bin. Weil ich nicht stehenbleibe, sondern auf dem Weg bin. Wohin? In meine himmlische Heimat, mein bleibendes Zuhause.
Und die Barmherzigkeit Gottes - die wird mir je länger je mehr immer wichtiger. Hier habe ich vor kurzem darüber geschrieben.
Was bedeutet dein Name? Passt die Bedeutung zu deinem Leben?
Ich bin gespannt, ob nun das kleine ungeborene libanesische Mädchen eine kleine Rahel wird... Ich würde mich sehr freuen.