Die letzte Woche vor Weihnachten ist angebrochen. Gestern haben wir unseren Baum aufgestellt und ihn geschmückt mit vielen Lichtern und Stoffherzen und Strohsternen und selbstgebasteltem. Meinem Großen fehlen die glänzenden Kugeln, aber die mag ich einfach nicht gerne. Und hier setze ich mich mal durch. Ich mag es natürlich - genau so, wie ich es ehrlich mag. Was steckt hinter glänzenden Fassaden und Lichtern? Hinter Gesichtern? Was steckt hinter dem, was wir gerne nach vorne schieben, damit andere nicht sehen, was da wirklich ist? Ist nicht gerade diese Zeit, in der wir gerade stehen, die Zeit, in der wir am meisten vorspielen, was gar nicht ist? Friede und Liebe und Harmonie? Versuchen wir nicht alles Zerbrochene hübsch einzupacken, mit einer Schleife und zu verstecken.
Vor ein paar Tagen saß eine Freundin von der Straße runter bei uns. Spontan saß sie da zwischen meiner Unordnung und ihr sonst so fröhliches Wesen war einer Traurigkeit gewichen. "Das wird wieder schwer. Weihnachten ist immer schwer, weil ich so allein bin." - Es brach mir fast das Herz. Und ich dachte mir: Wie vielen Menschen geht es genau so. Was tue ich, was tust du gegen diese Not?
Folgendes Gedicht entstand vor zwei Jahren in Albanien. Ein schweres Jahr lag hinter uns. Auf ein schweres Jahr schauen wir auch heute wieder zurück.
Vielleicht ermutigen dich diese Worte bei allem Schweren ein mutiges "Dennoch" in deinem Herzen auszurufen. Lass dich hineinnehmen in meine ehrlichen Empfindungen damals... und heute. In Albanien haben mich teilweise andere Nöte umgetrieben, wie du sehen wirst. Aber wenn ich es jetzt lese, dann merke ich, wie sehr es aktuell ist - jetzt und hier - für mich und viele Menschen um mich herum.
Es ist allen gewidmet, die Licht und Hoffnung brauchen...
Es ist kurz vor Weihnachten.
Die Sonne hat sich seit vielen Tagen nicht gezeigt.
Dichter Nebel liegt schwer auf der Stadt.
Es wird immer kälter, auch drinnen.
Die Wohnung ist manchmal schmerzhaft klein.
Das Heimweh oft schmerzhaft groß.
Der Opa zuhause sehr krank.
Die kleinen Neffen und Nichten unbekannt.
Der Fernseher bei Besuchen läuft ohne Pause.
Die Nachrichten haben vergessen über Gutes zu berichten.
Ablenkung und Lärm übertünchen innere Leere.
Bekanntes und Schönes - wenig zu finden.
Die Nächte sind kurz.
Die Tage sind laut.
Der Abwechslung ist wenig.
Die Freunde sind fern.
Das Streiten der Kinder ist nervig.
Das eigene Versagen anklagend.
Die Stille und Einkehr flieht.
Die Sehnsucht nach Gott bleibt.
Die Verzweiflung der Menschen ist greifbar
Die Hoffnungslosigkeit teilweise unerträglich
Das Leid vielschichtig und undurchsichtig
Das Leben oft Kampf und Niederlage.
Die Nöte enden nie.
So wenig wir unsere eigene Hilflosigkeit.
Es erinnert mich
An den Feigenbaum, der nicht blüht,
An die Reben, die keinen Ertrag geben,
An den Ölbaum, der seine Leistung versagt,
An die Gärten, die keine Nahrung geben,
An die Schafe, die verschwunden sind und
An die Rinder, die nicht in den Ställen sind.
Und es erinnert mich an das Wunder,
Das genau dann geschieht,
Wenn Dinge hart sind im Leben:
Freude bricht sich Bahn!
Ich aber, ich will in dem Herrn jubeln
Will jauchzen über den Gott meines Heils.
Der Herr, der Herr, ist meine Kraft!
Den Hirschen gleich macht er meine Füße,
Und über meine Höhen lässt er mich einherschreiten.
(Habakkuk 3,18–19)
Ich aber, ich will mich freuen.
Ich will nicht stehen bleiben.
Nicht bei Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit.
Nicht bei Unsicherheit und offenen Fragen.
Ich will mich nicht entmutigen lassen.
Nicht von irritierendem Verhalten der Kinder.
Nicht von Enttäuschungen mancher Art.
Ich will mich freuen.
Weil es immer, immer Grund zur Freude gibt.
Weil Jesus da ist.
Weil er alles hält und mich hält.
Weil ich ihm vertrauen kann
In allem Bruchstückhaften,
In allem Schmerz,
In allem eigenen Versagen,
In allen Begrenzungen,
In aller Ungerechtigkeit
Er ist immer gut und er macht alles gut.
Er wird eines Tages alles zur Blüte und Fülle bringen.
In meinem Leben des Mangels hier,
Gebe ich ihm meine Freude als Geschenk.
Als Gabe, als Opfer, als Vertrauensbeweis.
Und dafür füllt er mir mein Herz!
Und füllt es aus mit seinem Licht und seiner Liebe.
Nichts brauche ich mehr.
Nichts mehr als genau das.