Seit einiger Zeit habe ich wieder ein gutes Buch in Händen. Gut, weil es in meine Lebenswirklichkeit hineinspricht, da es besonders an Mütter mit kleinen Kindern geschrieben ist und gut auch, weil es dünn ist und die Lektionen kurz, so dass man sie locker hier und da zwischen durch lesen kann. Der einzige Nachteil ist vielleicht für diejenigen, die im englischen nicht so fit sind, dass es eben bisher nur in Englisch erschienen ist. Es heißt: "Loving the little years - Motherhood in the Trenches" von Rachel Jankovic.
Als wir in Deutschland viel im Auto unterwegs waren, hatte ich immer mal wieder die Gelegenheit, darin zu lesen. Dann kam ich zu einem Kapitel mit der Überschrift "Spirited Riders", was so viel wie "Temperamentvolle Reiter" bedeutet.
Darin schreibt Rachel von ihren vier kleinen Töchtern und ihrem Temperament und ihren Gefühlen, die sie manchmal mit sich reißen. Ich habe nur eine Tochter, von der ich bisher sagen kann: ja, Mädels sind schon noch mal ne Sorte Mensch für sich. :)
Doch was sie dann schreibt empfand ich als sehr hilfreich, nicht nur im Umgang mit temperamentvollen Mädchen, sondern gleichermaßen auch für ebensolche Jungen.
Rachel nennt folgendes Beispiel: Es ist der Geburtstag eines Kindes. Die Schwester möchte auch ein Geschenk haben. Als sie keines bekommt, beginnt sie, sich zu ärgern und zu motzen. Stell dir vor, du sagst dann: "Hör auf damit. Das ist schlecht. Sei nicht so ein Motzer. Komm damit jetzt zurecht." - Hilft das irgendwem? Dem Kind wird beigebracht, dass wenn das Gefühl über sie kommt, sie schon einen Fehler gemacht haben. Das ist nicht gut. Doch was machen wir nun? Kinder brauchen Hilfe, um ihre eigenen Gefühle zu sortieren, nicht, um darin zu schwelgen, sondern um zu lernen sie zu kontrollieren.
Nun folgt ein tolles Beispiel, wie ich finde, um Kindern genau in diesem Punkt zu helfen und ihnen bildlich vor Augen zu machen, was sich oft in ihnen abspielt:
Ihre Gefühle sind wie Pferde, schöne, temperamentvolle Pferde. Aber sie sind die Reiter. Gott gab ihnen diese Pferde als sie geboren wurden und sie werden sie ihr Leben lang reiten. Gott hat uns auch gemeinsam auf einen Pfad gestellt und uns gesagt, das wir ihm folgen sollen. Wir können weit blicken, da sind wunderschöne Blumen, Seen, Bäume und Regenbögen. So können wir "im Licht wandeln wie er im Licht ist und haben Gemeinschaft untereinander" (1.Joh. 1,7).
Wenn nun unsere Gefühle sich aufspielen, ist das, wie wenn das Pferd versucht, über den Zaun zu springen und an einen öden Ort voller Spinnen zu springen, um dann in der Dunkelheit verloren zu gehen. Doch ein guter Reiter weiß, was zu tun ist, wenn das Pferd ausreißen will, er zieht die Zügel an. Drehe den Kopf des Pferdes. Gehe zurück auf den Pfad. Auch hat Gott uns als Eltern den Auftrag gegeben zu sehen, dass das Pferd unseres Kindes auf dem Weg bleibt.
Ganz wichtig ist, dass das Pferd an sich nicht das Problem ist! Da ist nichts falsches an Emotionen. Wir haben oft nur so kleine Reiter, die es nicht gewohnt sind zu reiten. So sollten wir eben besser damit beginnen, ihnen grundlegende Reitstunden zu geben.
Wie können diese aussehen? Hier mal ein paar Dinge, die ich mir aus dem Text gezogen habe:
1. Spreche mit deinem Kind darüber, wie es sich fühlen kann und sage ihm, wie du dir wünschst, dass sie sich verhält (oder besser noch, was Jesus sich wünscht.)
2. Gib ihm praktische Dinge an die Hand. Sei ein Trainer! Vielleicht weißt du, wann Situationen kommen, die kritisch sind, in denen das Pferd schon öfter über die Stränge geschlagen hat und gebe vorher kurze Instruktionen. Mach eine kleine Pause und nimm dir dazu die Zeit.
3. Mache dir einen Plan. Benutze Codewörter. Ermutige!
4. Lobe ganz viel, wenn du siehst, das kleine emotionale Versuchungen überwunden wurden. Sei ganz nah bei deinem Kind, wenn es lernt, was im Inneren vorgeht. Selbst die Kinder sind manchmal von sich selbst überrascht...
Es geht nicht darum, das Pferd zu lähmen, sondern darum, den Reiter auszurüsten.
Es geht darum, dass unsere Kinder lernen, eigenverantwortlich mit ihren Gefühlen umzugehen und eines Tages ihre eigenen Kinder helfen, auf dem guten Weg zu bleiben.