Schon seit letzter Woche habe ich es auf dem Herzen, diesen Artikel zu schreiben. Doch ich habe es nicht geschafft, als würde mich etwas Unsichtbares ständig davon abhalten wollen. Auch jetzt ruft es laut an jeder Ecke und so viel ist zu tun. Aber ich will mich heute morgen hinsetzen. Will heute morgen alles scheinbar Dringende hinter mir lassen und das tun, was das Wichtigste ist: Zeit mit Gott - in der Ruhe und im Hören auf ihn.
Die letzten zwei Wochen waren intensiv. Und es fühlt sich so an, als wären es Tage des besonderen Trainings gewesen.
In den letzten zwei Monaten haben wir zwei sehr interessante Vorträge zum Thema "unsichtbare Welt" gehört. Es ging um den Widersacher Gottes, den Teufel und wie er als schon Besiegter gegen uns kämpft. Wir haben von Gott einen Schutz bekommen, dass wir nicht in diese unsichtbare Welt schauen können (normalerweise), aber jeder, der ernsthaft Jesus nachfolgt, wird früher oder später merken, dass diese Welt real ist.
Ich möchte euch etwas von meinen letzten zwei Wochen erzählen.
Vor genau zwei Wochen wurde ich plötzlich ziemlich krank. Meine Stimme war sehr schwach, meine Nass lief, mein Gesicht war rot und ich fühlte mich sehr elend. Naja, eine Grippe halt. Ein Freund meinte: Das wirst du nun die nächsten drei Wochen mit dir herumtragen. Ich glaubte es nicht.
Ich hatte in besagter Woche jedoch noch einiges zu tun. Ich hatte ein Thema vorzubereiten, welches ich am Samstag Abend in einer Gemeinde vor Frauen halten sollte. Ich hatte ein besonderes Thema von Gott aufs Herz bekommen speziell für diese Gemeinde. Das Problem war, dass es noch nicht ausgearbeitet war. Ich kämpfte mit mir: Mach es dir doch leichter und nimm etwas, was du schon mal gemacht hast. - Das war eine laute Stimme in mir. Ich saß mit meinem Kopfschmerzen - Kopf vor meinem Laptop und hatte einen Knoten in all meinen Gedanken. Mir kam keine sinnvolle Gliederung des Themas. Ich fing an und brach ab. Es war einfach unmöglich. Die Tage vergingen und ich merkte mit gewisser Unruhe, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Doch ich wusste: Gott hat mir dieses Thema aufs Herz gelegt und ich werde daran festhalten, egal, was ich gerade fühle oder was scheinbar nicht läuft (außer der Nase:).
Und Gott schenkte einen Durchbruch. An einem Punkt, da flossen die Gedanken. Nach innerem Kampf und Ringen: da war die Gliederung, da waren die Worte. Und wie durch ein Wunder wurde ich tatsächlich bis Samstag fast ganz gesund!
Der Abend mit den Frauen war sehr gesegnet. Noch nie kamen nach einem Vortrag so viele zu mir, die mir sagten, wie genau es in ihre Situation sprach und wie es auf den Punkt brachte, was sie im Herzen bewegten. Ich konnte nur staunen und Gott danken.
Es hat mich gelehrt, dran zu bleiben an dem, was Gott mir aufträgt, auch wenn es Kampf bedeutet, auch wenn es einen leichteren Weg geben würde, auch wenn der Körper nicht mit machen will. Es hat mich so ermutigt zu sehen, wie Gott tatsächlich spricht und wie Er zu seinem Ziel kommt, wenn ich mich einfach unter seine Führung stelle. Aber mir war auch sehr bewusst, dass es jemanden gibt, der genau das verhindern möchte. Der uns alles mögliche einflüstert. Wir tun gut daran, diese Stimmen zurückzuweisen und auf Jesus zu schauen und ihn anzuflehen, dass es uns hilft. (Hier möchte ich nicht sagen, dass wir die Signale unseres Körpers ignorieren sollen. Manchmal gehen Dinge einfach nicht und auch das ist unter der Kontrolle Gottes. Aber ich merke meist sehr wohl durch den Geist, der in mir lebt, woran ich festhalten und für was ich kämpfen soll...)
Nun kamen wir von einem sehr gesegneten Wochenende als ganze Familie zurück. Ich war erfüllt, ich war dankbar und spürte, dass ich eine Lektion gelernt habe.
Doch wie so oft nach geistlichen Durchbrüchen, kam der nächste Schlag des Teufels fast direkt. Er ist ein brüllender Löwe und ein Löwe sucht sich immer das schwächste aus, um es zu verschlingen. Es kam eine große Enttäuschung. Ich wurde als Mutter angelogen und bestohlen. Eine große Traurigkeit über das Verhalten eines meiner Kinder. Und direkt damit verbunden eine Anklageschrift gegen mich als Mutter. Das habe ich schon des öfteren erlebt. Der Teufel weiß, wie er uns am besten in diese Falle bekommt. Wie er uns zweifeln lässt, wie er uns runterziehen und entmutigen kann. Wie er uns Dinge sagen lässt, die wir später bereuen, wie wir aus der Ruhe in Gott gestoßen werden und einsam, traurig und scheinbar von Gott verlassen dastehen, wie damals Adam und Eva.
Ich hörte die Stimmen: Du bist eine schlechte Mutter. Weil du das und das nicht richtig gemacht hast, deshalb ist das jetzt passiert. Wie soll das noch alles weitergehen? Wo soll das alles noch enden? Da ist keine Hoffnung mehr! Du hast versagt! Du konntest dich nicht beherrschen. Du hast gesündigt! Schon wieder!
Mein Herz war so aufgewühlt. Ich vergaß einen Termin beim Kieferorthopäden, welcher jedoch gnädig mit mir war. Dann weigerte sich meine Tochter zum Turnen zu gehen. Kopfschmerzen und das ganze große Drama Theater. Ich hatte mich mit einer iranischen Freundin verabredet, um die Stunde Wartezeit während des Turnens mit ihr zu verbringen. Dieses Treffen ist seit jeher ein sehr angefochtenes Treffen. Und jetzt stand ich wieder da und war kurz davor, es abzusagen wegen meiner rebellischen Tochter.
Doch da war die Stimme: Nein. Fahr. Auch wenn die Tochter nicht zum Turnen geht. Fahr. Lass dem Feind hier keinen Sieg. Geh, auch wenn du dich überhaupt nicht danach fühlst.
Ich war immer noch so aufgewühlt, so traurig und ärgerlich und innerlich verzweifelt. Ich machte die Tür zu und fuhr los. Eigentlich wollte ich einfach nur für mich sein. Ich wollte einfach mal richtig weinen. Alles rauslassen. Und das tat ich in den 10 Minuten Autofahrt auch. Und nun wollte ich eine Freundin treffen... mit meinem verweinten Gesicht. Doch, sie ist meine Freundin und genau das macht Freundschaft aus, dass wir uns auch so aushalten und festhalten.
So trafen wir uns und gingen 1,5 h spazieren. Wir sprachen und schwiegen. Wir liefen und wir ließen unsere Herzen aufbrechen und alles durfte herausfließen. Da waren zwei Mütter im Ringen um die Herzen ihrer Kinder. Zwei Kinder Gottes, die in ihrer Not laufen und zu Ihm laufen.
Als wir an ihrem Zuhause angekommen waren, setzten wir uns noch draußen hin, direkt an der Straße und beteten. Ich bekannte meine Schuld. Wie ein kleines verirrtes Schäfchen durfte ich in die Arme meines guten Hirten laufen und Befreiung erleben von den Dornen, die mich festgehalten haben.
So saßen wir zwei da, weinten und beteten, in zwei Sprachen, zu einem Gott.
Ich fuhr mit leichterem Herzen zurück. Ich war so froh, dass ich gehorsam war und das Treffen mit meiner Freundin dennoch hatte. So froh, dass unsere Herzen sich auf besondere Weise miteinander verbunden haben, wie es nur Tränen zu tun vermögen. Ehrliche Tränen sind wie Kleber, der zwei Herzen verbindet wie kaum etwas anderes.
Wo viel Segen ist, da kommt viel Anfechtung. Wo Sieg ist, da will der Teufel uns glauben machen, dass wir verloren hätten. Das, was wie eine Niederlage aussieht wird zum größten Sieg. Wo Jesus am Kreuz hing und rief: Es ist vollbracht - und der Vorhang zerriss und die Gräber sich öffneten und die Erde vor Anbetung bebte. Wo alles nach der größten Niederlage aussah, da wurde der größte Sieg der Welt errungen.
Wir stehen in einem Kampf. Life is war. Leben mit Jesus in seiner Nachfolge ist angefochten. Freu dich darüber. Und sei wachsam. Lass dich nicht erschrecken. Suche dir jemand, vor dem du deine Schuld bekennen kannst und gehe befreit weiter. Scheue dich nicht, ehrlich zu sein. Beurteile Dinge geistlich. Mache dir bewusst, dass es die Stimme des Teufels ist, die dir einreden will, dass da keine Hoffnung mehr ist. Dass du völlig versagt hast. Dass du allein bist und niemanden brauchst.
Die letzten zwei Wochen haben mich einiges gelehrt. Und ich bin dankbar dafür. Vor allem hat es mir die Schönheit gezeigt die darin liegt, einander Schuld zu bekennen - eine verloren gegangene Waffe gegen die Angriffe des Teufels.
Wo stehst du gerade? In welchem Kampf? In welchem Dornengestrüpp bist du heute gefangen? Wer kann dir helfen, da hinauszukommen und in die Arme deines liebenden Vaters zu rennen? Wo glaubst du mehr der Stimme des Teufels, als der des allmächtigen Gottes? Wo hast du dem Feind zu viel und zu lange Raum gelassen, dich niederzudrücken und gefangen zu halten?
Nimm dir heute Zeit für das Wichtigste: Zeit mit Gott in der engen und vertrauten Gemeinschaft mit ihm. Halte dein Herz offen hin. Sei ein Same, der aufgebrochen werden darf, damit er wächst und viel Frucht bringt.
If you live like a seed, what could break you becomes your breakthrough.
("Wenn du wie ein Same lebst, wird das, was dich brechen könnte zu deinem Durchbruch")
(Ann Voskamp)