Vielleicht kennt ihr auch diese Tage, an denen ihr euch viel vorgenommen habt, und nichts so richtig gelingen will. Ich hatte am Samstag so einen Tag.
Ich kam aus einer sehr vollen Woche und hatte dennoch auch für diesen Samstag einiges im Sinn. Putzen im neuen Kinderzentrum, Nachbarin besuchen, meinen eigenen Haushalt in Ordnung bringen, mit den Kindern Zeit verbringen, und vor allem Zeit mit Gott und Zeit, meine vielen vielen Gedanken zu Papier zu bringen. Ich merke immer nur zu gut, wann es für mich Zeit wird, mein Gedankengewirr zu entwirren, aufzuschreiben und vor Gott zu bringen.
So startete ich in den Tag, alles brauchte mal wieder mehr Zeit als geplant, die Kinder spielten mit den Nachbarsmädels, aber ständig war eines am weinen, ständig war ich am schlichten, wenn ich mich gerade mal oben hingesetzt hatte, um eine Andacht zu lesen, da rief schon wieder ein Kind nach mir.
Wieder oben höre ich Jemima im Kinderwagen weinen. Ach ja, die Stillzeit steht wieder an. Da meine kleine Prinzessin so lieb ist, vergesse ich sie oftmals und plane ihre Bedürfnisse auch nicht so recht mit ein. Aber es tut mir auch immer wieder gut, sie zu haben, sie zu stillen, ihr schönes verzauberndes Lächeln zu sehen, mich einfach an ihr zu freuen.
Doch dann ist sie wieder vorbei, die Zeit, in der ich Ruhe vor Gott haben wollte.
So gehe ich nochmals in den Garten, lege Jemima in den Kinderwagen und schaukele sie etwas in den Schlaf. Dabei fällt mein Blick bei schöner, tiefstehender Sonne auf unsere Hühnerschar. Seit ein paar Tagen sind die frischgeschlüpften neun Küken mit ihrer Mama im Gehege unterwegs. Es sind so wahnsinnig süße, kuschelige Bällchen, die da umeinander laufen. Ich liebe es, sie einfach nur zu beobachten.
Ich halte einen Moment inne, werde innerlich ruhig und schaue einfach nur auf die Henne mit ihren Küken. Nun setzt sie sich hin und ruft ihre Kinderchen zusammen. Eins nach dem anderen schlüpft unter das wärmende und schützende Gefieder ihrer Mama. Bald kann ich unter den Federn viele kleine Beinchen sehen, die hin und her treten. Zu süß!
An Tagen wie diesem, so denke ich, an Tagen wie diesem, spricht Gott zu mir in dieser wunderschönen Szene. An Tagen wie diesem scheint mir dieses Bild genügen zu müssen: genauso darf ich als Gottes Kind unter seinen Flügeln Zuflucht finden. Ich darf mich einfach so bei meinem himmlischen Vater bergen, darf einfach kommen, er lädt mich ein. Dieses Bild gibt meiner Seele Ruhe und sättigt sie in gewisser Weise. Ich hatte nicht die ausgedehnte Zeit mit Gott in der Stille, aber hier stehe ich, an einem Tag wie diesem und erlebe Gottes Nähe.
Ich denke an den Vers, den ich kurz zuvor gelesen hatte aus Psalm 63:
Denn du bist mir zur Hilfe geworden, und im Schatten deiner Flügel kann ich jubeln.
Und auch Jesus spricht davon, dass er die seinen unter seinen Flügeln sammeln will, wie eine Henne ihre Küken. Die Menschen damals haben nicht gewollt. Aber ich will!
Ich will meine Zuflucht bei ihm suchen. Ich will mich bei ihm bergen und wissen, unter seinen Flügeln ist alles gut. Ich darf einfach kommen. Ich darf mich bergen, ich darf mich wärmen, er schützt mich! Ich darf einfach Dasein!
An Tagen wie diesem Samstag weiß ich einmal mehr: es kommt nicht immer darauf an, dass ich all das schaffe, was auf meiner Liste steht. Es kommt auch leider nicht immer so, wie ich es gerne hätte. Das Leben hat seine eigene Dynamik, im Leben mit drei kleinen Kindern führe oft nicht ich die Regie, und in einem Land wie Albanien lernt man schnell, dass man nur überlebt wenn man spontan ist und bereit für Überraschungen.
Aber Gott, er weiß das alles und er holt mich da ab, wo ist stehe. Inmitten des Trubels des Alltags stehe ich am Hühnergehege, schaukele meine Tochter in den Schlaf und begegne Gott! Das ist das wirklich wichtige!